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Mein Weg zur Kuscheltherapeutin

Das erste Mal kam mir der Gedanke, beruflich etwas mit Berührung bzw. Kuscheln machen zu wollen, vor ca. 10 Jahren. Es war zu einer Zeit in der mir körperliche Nähe, die nicht mit einer sexuellen Intention verbunden war, gefehlt hat. Ich bin sehr berührungsfreudig, doch wir leben in einer Gesellschaft, in der wir oft ein Problem mit Berührung haben. Mit dem Partner/der Partnerin ist sie oft mit Sex verknüpft, ab einem bestimmten Alter wird es peinlich mit der eigenen Familie zu kuscheln und unter Freuden gibt es zwar vielleicht Umarmungen zur Begrüßung oder beim Trost spenden, doch oft war es das auch schon. So kam mir der Gedanke, Kuschelsalons aufzumachen. Das sind Räume, in denen wir kuscheln und körperliche Nähe geben und empfangen können so viel wir wollen. Das sollen Orte sein, an denen wir unsere Wünsche und Bedürfnisse nach nicht sexuellen Berührungen äußern und erfahren können. Doch die Idee verschwand wieder. Einige Zeit später, ungefähr vor sieben Jahren, tauchte der Gedanke wieder auf und ich überlegte tatsächlich solche Räume zu eröffnen, doch tat es nicht. Damals wusste ich noch nicht, dass es den Beruf Kuscheltherapie oder Berührungs-/Kuschelpartyleitung bereits gab. 2016 habe ich dann zum ersten Mal davon gehört, doch es dauerte bis zu dem Jahr 2019, bis ich wirklich auf mein Herz hören konnte und mich entschieden habe in diese Richtung zu gehen. Im März und April bin ich dafür von Graz nach Berlin gefahren, um bei Angeline die Ausbildung zur Kuscheltherapeutin zu machen. Um in Graz nicht nur Einzelsessions anzubieten, sondern Räume zu kreieren, wo mehrere Menschen zusammenkommen, um alle Vorteile, die uns Berührung ermöglichen kann, zu erfahren, bin ich Ende Mai-Anfang Juni nochmal nach Berlin gefahren, um bei Rosi Doebner die Ausbildung zur Berührungstrainerin und Kuschelpartyleitung zu machen. Nach den Ausbildungen habe ich mich vertieft mit der Bedeutung des Körperkontaktes für den Menschen aus wissenschaftlicher Sicht befasst und auch meine Bachelorarbeit zur Gefahr und dem Potential der Berührung, vor allem im pädagogischen Kontext, geschrieben.

Welchen Stellenwert hat körperliche Nähe für mich persönlich?

Körperliche Nähe hat für mich einen sehr hohen Stellenwert. Ich habe schon immer gerne Menschen, zum Beispiel in einem Gespräch, berührt. Doch seitdem ich mich bewusst mit diesem Thema auseinandergesetzt habe, ist körperliche Berührung für mich noch viel wichtiger geworden. Körperliche Berührung ist für mich viel mehr als jemanden nur anzufassen. Für mich bedeutet sie mich selbst und andere bewusst wahrzunehmen, herauszufinden was mir guttut und gefällt, zu lernen bei mir und nicht ständig im Kopf der anderen Menschen zu sein und Verantwortung für mich selbst zu übernehmen, z.B. herauszufinden was gerade mein Bedürfnis ist. Sie bedeutet die Komfortzone zu verlassen und mutig zu sein, eigene Wünsche zu äußern und dadurch neue, bereichernde Erfahrungen zu machen sowie zu lernen mit Ablehnung umzugehen und es wertzuschätzen, dass die andere Person seine/ihre Grenzen geäußert hat. Achtsame Berührung gibt uns ein Gefühl der Geborgenheit, der Sicherheit und des Angenommenseins. Es öffnet unser Herz und wir begegnen uns selbst, unseren Mitmenschen sowie der gesamten Umwelt viel verständnisvoller, mitfühlender und liebevoller. Das sind nur ein paar Beispiele, die Berührung für mich mit sich bringt.

Körperliche Nähe ist sehr intim. Habe ich keine Hemmungen anderen so nah zu sein?

Nicht mehr wirklich. Natürlich bin auch ich mit Ängsten, Vorbehalten und Hemmungen anderen Menschen gegenüber und mit der Einstellung, dass gewisse Personen-(Gruppen) besser nicht berührt werden sollen, aufgewachsen. Und es gab eine Zeit in meinem Leben, wo ich starke Hemmungen hatte bestimmte Menschen zu berühren, doch ich habe gemerkt, wie sehr mich diese Berührungsängste einschränken und das wollte ich ändern, also habe ich mich bewusst mit meinen Ängsten auseinandergesetzt. Auch heute noch verspüre ich immer wieder Berührungsängste, aber weil es mein großer Wunsch ist, wertschätzende Berührung jedem/jeder zu ermöglichen, versuche ich diese Ängste zu analysieren und zu überwinden. Dadurch kann ich mich weiterentwickeln und wachsen.

Mein Wunsch, den ich nicht nur für die Menschen in Graz, sondern für alle habe…

Ich mache stetig die Erfahrung, dass wir als Menschen sehr verunsichert im Geben und Empfangen von Berührung sind. Wir fassen uns zwar an, jedoch berühren wir uns nicht wirklich. Meistens wird bei körperlicher Nähe die sexuelle Absicht vermutet. Missbrauch und sexuelle Übergriffe werfen zusätzlich ein schlechtes Licht auf Körperkontakt. Doch meiner Ansicht nach ist Verbot und Ablehnung von Berührung nicht die Lösung, denn dies hat noch mehr Unsicherheit, Angst und zwischenmenschliche Distanz zur Folge. Die Lösung ist, sich bewusst mit der Macht, der Gefahr und dem Potential von Berührung auseinander zu setzen, denn Körperkontakt hat, wie alles in der Welt, zwei Seiten. Mit körperlichen Berührungen können wir einem Menschen sowohl etwas Gutes tun als auch schaden. Wichtig ist, sich dessen bewusst zu werden. Deswegen finde ich es von enormer Wichtigkeit Veranstaltungen/Workshops/Seminare usw. rund um dieses Thema anzubieten. Dort kann dann, unter anderem, das Wissen um die Gefahr und das Potential der körperlichen Berührung vermittelt sowie einen Raum geschaffen werden, in dem die Menschen lernen können, Berührung wieder bewusst, achtsam, respektvoll, liebevoll und wertschätzend zu geben und zu empfangen. Aus diesem Grund habe ich angefangen Kuscheltherapie anzubieten und Räume zu kreieren, in denen all dies möglich sein soll. Mir ist wichtig, dass wir uns als Menschen wieder näherkommen und liebevoller zu uns, zu anderen und zur gesamten Umwelt werden. Denn obwohl wir anderen nah sein wollen, Geborgenheit, Fürsorge und Wärme geben als auch empfangen wollen, distanzieren wir uns immer weiter voneinander. Mit meiner Arbeit, vorerst einmal in Graz, möchte ich Menschen dabei unterstützen, die Vielseitigkeit einer Berührung kennen zu lernen und mit ihr umgehen zu können.

Fühlt euch umarmt, eure Elena!

Mein Werdegang

Kuscheltherapie und Massage

2022 Ausbildung Kuschelpartyleitung KuschelRaum, Berlin
2020 Weiterbildung „Bewusst berühren“ KuschelRaum, Berlin
2020 Touch for Health I Graz
2019 Ausbildung Kuscheltherapie KuschelRaum, Berlin
2019 Ausbildung Kuscheltrainerin (Berührungs- Kuschelpartyleitung) Berlin
2015 Massagekurs Wien

Berufliche Laufbahn

seit 2019 Kuscheltherapeutin und Kuscheltrainerin  
2018 - 2020 Persönliche Assistenz Graz
2017 - 2019 Spielmobilerin bei den Kinderfreunden Steiermark Graz
2017 Betreuerin Sommercamp Kinderfreunde Steiermark Italien
2016 - 2020 Studium der Erziehungs- und Bildungswissenschaften Graz
2015 Weiterbildung zur Teamleiterin Greenpeace, Graz
2014 - 2016 Fundraising bei Greenpeace Österreich Graz

Medien

Hier findest du einen Presse-Artikel von mir, in dem ich über meine Arbeit spreche.

Bachelorarbeit zum Thema “Körperkontakt im pädagogischen Kontext”

“Prävention von sexualisierter Gewalt - Wissen schützt!”

MeinBezirk.at Warum wir alle mehr “absichtslose Berührung” brauchen